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Wie moderne Spiritualität und Esoterik Frauen klein halten

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Wie moderne Spiritualität und Esoterik Frauen klein halten
Foto © microgen / Getty Images

Kennst du das? Eigentlich ist in deinem Leben alles in Ordnung. Vielleicht gibt es Dinge, die besser laufen könnten, aber du hast nicht das Gefühl, dass etwas grundsätzlich fehlt. Dann entdeckst du moderne Spiritualität, Esoterik und Persönlichkeitsentwicklung, die dir versprechen, dass dein Leben noch viel besser, schöner und erfolgreicher sein könnte – und dass jede:r das erreichen kann, auch du.

Hier setzt ein kommerzielles Konzept an, das vor allem Frauen anspricht. Es wird vermittelt, dass sie noch nicht die beste Version ihrer selbst sind. Dass sie ihre Energie verändern, ihr Mindset optimieren und in sich investieren müssen, um das Leben ihrer Träume zu führen. Je mehr man sich dann mit diesen Ideen beschäftigt, desto mehr scheint einem zu fehlen. Und je mehr man sich mit seinen vermeintlichen Mängeln beschäftigt, umso empfänglicher wird man für Coachings, Bücher oder Kurse, die Hilfe und Glück versprechen.

Frauen sind für solche Botschaften besonders empfänglich, weil ihnen seit Generationen vermittelt wird, dass sie an sich arbeiten müssen. Schon immer wurde ihnen eingeredet, dass sie sich anpassen, optimieren und perfektionieren sollen. Und spirituelle Angebote greifen genau diese Unsicherheiten auf und machen sie zum Geschäftsmodell. Wer glaubt, noch nicht gut genug zu sein, ist bereit, immer weiter an sich zu arbeiten.

Hier sind 10 Konzepte aus moderner Spiritualität und Esoterik, die Frauen passiv halten und in alte Rollenbilder zurückdrängen – und die Gründe, warum sie leider so erfolgreich sind.

1. Das Gesetz der Anziehung – „Tue Gutes, dann kommt Gutes zurück“

  • Narrativ: „Gleiches zieht Gleiches an. Wenn du positiv denkst und dich gut fühlst, ziehst du Erfolg, Liebe und Wohlstand in dein Leben. Negative Gedanken oder Zweifel blockieren dich und halten dich in niedriger Energie.“
  • Problem: Der Begriff „Gesetz“ klingt wissenschaftlich, doch es gibt keinen Beweis dafür. Trotzdem führt dieser Glaube dazu, dass Frauen Kritik, Wut oder Zweifel unterdrücken, um ihre „Energie“ nicht zu senken. Wer glaubt, dass Negatives auf sie zurückfällt, hinterfragt weniger und bleibt passiv.
  • Kommerzielle Strategie: Perfekt, um Kundinnen in der Selbstoptimierung zu halten. Man wird nicht kritisiert, weil das ja negative Energie ist. Win-Win.

Beispiel: Lisa verliert unerwartet ihren Job. Sie ist wütend und verzweifelt, aber ihre spirituelle Coachin sagt ihr: „Überleg mal, welche Energie du vorher ausgestrahlt hast. Vielleicht hast du unbewusst diese Situation selbst erschaffen.“ Statt sich also gegen die Ungerechtigkeit zu wehren oder Unterstützung zu suchen, zweifelt Lisa an sich selbst. Und schweigt.

2. Dankbarkeit – „Sei dankbar für das, was du hast, dann bekommst du mehr“

  • Narrativ: „Je dankbarer du bist, desto mehr gibt das Universum dir zurück. Wer sich auf das Gute konzentriert, zieht noch mehr Positives an.“
  • Problem: Dankbarkeit wird hier nicht als bewusste Reflexion genutzt, sondern als eine Art magische Währung. Frauen lernen, dass sie für ihre Dankbarkeit vom Universum belohnt werden mit mehr Fülle, Erfolg und Glück. Wer glaubt, dass Dankbarkeit den Weg zum besseren Leben ebnet, hinterfragt weniger.
  • Kommerzielle Strategie: Die „dankbare Frau“ ist dankbar für neue Produkte und kostenlose Inhalte, die sie dazu motivieren, noch mehr zu investieren. Sie unterstützt mit Likes und positiven Kommentaren und äußert keine Kritik. Perfekt.

Beispiel: Nina arbeitet seit Jahren hart, bekommt aber weder eine Gehaltserhöhung noch Anerkennung. Als sie sich bei einer Freundin beschwert, rät diese ihr: „Vielleicht solltest du einfach dankbar für das sein, was du hast. Dann wird das Universum dir mehr geben.“ Statt ihren Wert einzufordern, beginnt Nina zu glauben, dass sie selbst schuld ist. Sie lebt Dankbarkeit und… sagt nichts.

3. Deine Weiblichkeit – „Du bist die Empfangende, der Mann ist der Aktive“

  • Narrativ: „Eine Frau in ihrer wahren Weiblichkeit ist empfänglich und intuitiv. Sie zieht an, anstatt aktiv zu handeln.“
  • Problem: Diese Vorstellung hält Frauen in überholten, traditionellen Rollenbildern gefangen. Sie lernen hier, dass sie warten und sich öffnen müssen, anstatt selbstbewusst für ihre Ziele loszugehen.
  • Kommerzielle Strategie: Die perfekte Strategie, um Frauen in der Passivität zu halten. Wer glaubt, dass Erfolg und Liebe mit dem „richtigen Mindset“ von selbst kommen, zahlt für Kurse, um die „weibliche Energie aktivieren“ zu lernen.

Beispiel: Julia ist in einer Beziehung, in der ihr Partner selten auf ihre Wünsche eingeht. Als sie es anspricht, bekommt sie von ihrer spirituellen Coachin zu hören: „Als Frau solltest du lernen, dich hinzugeben und zu empfangen. Wenn du lernst, wirklich in der weiblichen Energie zu sein, gibt er dir, was du dir wünschst.“ Julia beginnt zu glauben, dass sie einfach offener sein muss, anstatt aktiv in die Diskussion zu gehen, ihre Bedürfnisse zu äußern und eventuell etwas an der Situation zu ändern.

4. Manifestation – „Das Universum regelt es für dich“

  • Narrativ: „Du musst nur deine Wünsche klar genug formulieren und sie ans Universum schicken. Dann wird das Leben sie dir bringen, wenn du in der richtigen Schwingung bist.“
  • Problem: Es gibt keinen Nachweis, dass Gedanken oder Energie äußere Ereignisse beeinflussen. Trotzdem glauben viele Frauen, dass eine äußere Kraft ihr Leben lenkt und sie sich nur darauf einstimmen müssen, anstatt selbst aktiv ins Handeln zu kommen.
  • Kommerzielle Strategie: Manifestation ist nicht wissenschaftlich belegbar und funktioniert oft nicht – und genau das macht sie perfekt für fortlaufende Angebote. Wenn’s nicht klappt, glaubt man, etwas falsch gemacht, nicht genug vertraut oder noch innere Blockaden zu haben. Also zahlen Kundinnen immer weiter für Kurse, um die Technik zu verbessern und die „richtige“ Frequenz zu finden.

Beispiel: Lisa hat finanzielle Probleme und überlegt, sich einen Nebenjob zu suchen, um über die Runden zu kommen. In ihrer spirituellen Community heißt es jedoch: „Geld ist Energie. Wenn du Mangel denkst, wirst du Mangel anziehen. Vertraue darauf, dass das Universum dir gibt, was du brauchst.“ Statt konkrete Schritte zu unternehmen, beginnt Lisa dann mit täglichem Journaling, spricht Affirmationen und schreibt sich immer wieder auf, dass sie bereits im Überfluss lebt. Doch ihre finanzielle Lage ändert sich nicht.

5. Vergebung – „Du kannst andere nicht ändern, du musst vergeben“

  • Narrativ: „Du musst vergeben, um frei zu sein. Solange du Groll hegst, schadest du nur dir selbst.“
  • Problem: Frauen wird vermittelt, dass Vergebung wichtiger ist als Gerechtigkeit oder Selbstschutz. Statt sich zu wehren oder Grenzen zu setzen, sollen sie loslassen – auch gegenüber Menschen, die ihnen geschadet haben. Das hält sie in Abhängigkeiten, schwächt ihr Selbstwertgefühl und verhindert, dass sie aktiv für Veränderungen eintreten.
  • Kommerzielle Strategie: Vergebung ist ideal, um Frauen langfristig als Kundinnen zu binden. Wer es nicht „richtig“ schafft, glaubt, noch weiter an sich arbeiten zu müssen, und sucht nach neuen Methoden. So zahlen Frauen immer weiter für Kurse, während ihnen eingeredet wird, dass nicht äußere Umstände, sondern ihre eigene Unfähigkeit zum Loslassen ihr Problem sind.

Beispiel: Sophie lebt in einer Beziehung, in der ihr Partner sie wiederholt anschreit und einschüchtert. Sie spürt, dass sie gehen sollte, doch ihre spirituelle Mentorin hat ja gesagt: „Du kannst ihn nicht ändern, aber du kannst vergeben. Wenn du mit Liebe und Mitgefühl auf ihn zugehst, wird sich eure Energie transformieren.“ Sophie beginnt zu glauben, dass es an ihr liegt, geduldiger und verständnisvoller zu sein, anstatt die wichtige Entscheidung zu treffen, sich zu trennen und sich selbst zu schützen.

6. Tarot, Horoskope und kosmische Energien – „Dein Schicksal ist vorherbestimmt“

  • Narrativ: „Die Sterne zeigen dir, wann der richtige Zeitpunkt für Veränderungen ist. Tarot- und Orakelkarten, Horoskope, Pendel & Co. verraten dir, was als Nächstes passiert.“
  • Problem: Frauen lernen hier, dass äußere Mächte Einfluss auf ihr Leben haben. Sie warten auf Zeichen aus dem Universum, statt eigene Entscheidungen zu treffen. Besonders in Beziehungsfragen zeigt sich das, z. B. mit „Wann meldet er sich?“ halten sich Frauen in einer Wartehaltung, anstatt selbst Klarheit zu schaffen. Wer glaubt, dass das Schicksal durch kosmische Energien vorgegeben ist, nimmt weniger aktiv Einfluss auf sein Leben.
  • Kommerzielle Strategie: Super für langfristige Kundinnenbindung. Wer sich einmal auf Tarot und Astrologie verlässt, kommt immer wieder zurück, um sich die „richtigen“ Antworten zu holen. Kartenlegungen, Horoskope und Beratungen erzeugen ein dauerhaftes Bedürfnis nach neuer Orientierung und Sicherheit.

Beispiel: Mara hat sich in einen Mann verliebt. Er meldet sich jedoch immer seltener bei ihr. Sie geht zu einer spirituellen Beraterin, die die Karten befragt: „Sei geduldig. Die Karten zeigen, dass er noch seinen Weg finden muss. Warte ab, er wird sich wieder melden.“ Statt Klarheit zu suchen und ihn direkt zu fragen, verharrt Mara in Unsicherheit und Hoffnung.

7. Persönliches Wachstum – „Du musst in dich investieren, damit Fülle zu dir kommt“

  • Narrativ: „Geld ist Energie. Wer es freigibt, zieht mehr davon an. Wenn du Angst hast, Geld auszugeben, wirst du nie wirklich in deine Fülle kommen.“
  • Problem: Frauen wird vermittelt, dass sie nur dann erfolgreich oder erfüllt sein können, wenn sie bereit sind, in sich zu investieren. Wer zögert, wird als unsicher oder mit einem „Mangel-Mindset“ abgestempelt. Das führt dazu, dass Frauen glauben, sie müssten erst Geld ausgeben, um finanziellen oder persönlichen Erfolg zu haben; selbst, wenn sie sich die teuren Coachings oder Programme eigentlich nicht leisten können.
  • Kommerzielle Strategie: Hervorragende Technik, denn wer glaubt, dass Investitionen automatisch zurückkommen, gibt leichter Geld für Kurse, Mentoring oder Programme aus. Frauen lernen, dass sie nur dann finanziellen Erfolg haben können, wenn sie zuerst investieren; und so bleibt die Spirale aus Ausgaben und neuen Angeboten endlos bestehen.

Beispiel: Jana möchte sich beruflich weiterentwickeln, hat aber kaum Ersparnisse. Sie stößt auf ein Coaching-Programm, das verspricht, sie für mehrere tausend Euro in ihre Fülle zu bringen. Die Coachin sagt ihr: „Geld ist Energie. Wenn du Angst hast, es auszugeben, zeigst du dem Universum, dass du im Mangel bist. Wer in sich investiert, wird belohnt.“ Trotz ihrer Zweifel nimmt Jana einen Kredit auf. Monate später merkt sie, dass sich nichts verändert hat… außer ihr Kontostand.

8. Heilung – „Du musst erst heilen, dann wird dein Leben sich fügen“

  • Narrativ: „Du kannst erst glücklich, erfolgreich oder in einer erfüllten Beziehung sein, wenn du deine alten Wunden und Traumata geheilt hast.“
  • Problem: Wer glaubt, erst geheilt werden zu müssen, fühlt sich schwach und nicht bereit, aktiv etwas zu verändern. Statt ins Handeln zu kommen, werden Frauen immer wieder auf neue Blockaden und Themen hingewiesen, wodurch sie verlernen, auf ihre eigene Kraft zu vertrauen. Heilung wird zu einem endlosen Prozess ohne Abschluss – es gibt immer ein weiteres Problem, das gelöst werden muss. Dadurch bleiben Frauen in einer defensiven Haltung, nehmen sich als unvollständig wahr und trauen sich weniger zu. Das hält sie klein und in der Warteschleife.
  • Kommerzielle Strategie: Perfekt, um Frauen dauerhaft in der Selbstoptimierung zu halten. Solange sie denken, dass sie erst heilen müssen, bevor sie weiterkommen, können endlose Kurse, Sitzungen und Produkte verkauft werden. Vom teuren Mentoring über Heilsteine bis zu Chakra-Cleanings gibt es immer das nächste Angebot, das den „entscheidenden Schritt zur Heilung“ bringt.

Beispiel: Carla wünscht sich eine liebevolle Partnerschaft, doch immer wieder hört sie in spirituellen Kreisen: „Du musst erst all deine Wunden heilen, bevor du die richtige Person anziehen kannst.“ Statt neue Menschen kennenzulernen oder einfach Erfahrungen zu machen, beginnt Carla, sich ständig selbst zu hinterfragen. Sie macht einen Kurs nach dem anderen, um endlich „ganz“ zu sein; während andere längst ihr Leben leben.

9. Emotionale Harmonie – „Du musst in die Liebe gehen, dann wird sich alles von selbst lösen“

  • Narrativ: „Lass Liebe fließen, dann lösen sich alle Probleme. Widerstand verstärkt das Negative. Wut oder Kritik blockieren deine Energie und halten dich in niedriger Schwingung. Wenn du jemanden wirklich liebst, dann akzeptierst du ihn so, wie er ist.“
  • Problem: Frauen lernen, dass Ärger, Wut oder Abgrenzung schädlich sind und sie sich nur selbst damit blockieren. Besonders gefährlich ist dieser Gedanke für Frauen in ungesunden oder gewalttätigen Beziehungen: Ihnen wird vermittelt, dass sie den anderen nicht ändern, sondern nur mehr Liebe geben sollen. Dadurch bleiben sie in Situationen, die ihnen schaden, anstatt sich abzugrenzen oder aktiv für Veränderungen einzustehen. Die Angst, „negative Energie“ zu erzeugen, hält sie klein und anpassungsfähig.
  • Kommerzielle Strategie: Gut geeignet, um Frauen ruhig und verständnisvoll zu halten. Programme zur „Herzöffnung“ oder „emotionalen Heilung“ versprechen, negative Gefühle aufzulösen. Wer glaubt, dass Wut oder Abgrenzung ein Zeichen persönlicher Blockaden sind, zahlt für Kurse, die helfen, sanft und liebend zu bleiben, anstatt die Energie für echte Veränderungen zu nutzen.

Beispiel: Laura hat Streit mit ihrem Partner, weil er ihre Bedürfnisse oft ignoriert. Sie möchte mit ihm darüber sprechen, doch ihre spirituelle Coachin sagt ihr, dass Widerstand nur noch mehr Widerstand erzeugt. Wenn sie in die Liebe geht, wird er das spüren und sich von selbst verändern. Laura schluckt ihren Ärger herunter und versucht nur noch liebevolle Gedanken zu haben, doch ihr Partner merkt natürlich nichts davon und ändert sich nicht.

10. Energiesitzungen, Readings & Visionen – „Andere wissen besser, was du brauchst“

  • Narrativ: Bestimmte Menschen haben eine besondere Gabe. Sie können Energien spüren, Blockaden erkennen oder haben (vermeintlich) Zugang zu höherem Wissen, das für andere verborgen bleibt. Wer ihre Einsichten nutzt, kann Klarheit gewinnen, alte Muster auflösen und den eigenen Weg besser verstehen.
  • Problem: Frauen, die einmal in diese Welt eintauchen, entwickeln oft das Gefühl, dass sie diese Sitzungen brauchen, um sich weiterzuentwickeln. Sie glauben, dass jemand anderes für sie erkennt, was als Nächstes wichtig ist, oder dass nur eine externe Person ihre Energie verändern kann. Dadurch verlagert sich die Verantwortung für Veränderung nach außen. Wenn sich im eigenen Leben nichts verändert, liegt es nicht daran, dass man selbst zu passiv ist, sondern daran, dass man mental noch nicht „soweit“ ist oder noch etwas gelöst werden muss.
  • Kommerzielle Strategie: Als spirituelle Mentor:innen hat man die Macht und das Wissen, das andere immer wieder suchen. Das meiste ist nicht wissenschaftlich überprüfbar, und so kann man unendlich viele Themen anschneiden, die Kundinnen bindet und immer wieder zu neuen Käufen animiert.

Beispiel: Sophie wünscht sich sehnlichst einen Partner und sucht Rat bei einer Heilerin. Diese sagt ihr, dass ihr Seelenpartner bereits in ihrem Energiefeld sichtbar ist, aber noch Blockaden zwischen ihnen stehen. Sie rät ihr zu regelmäßigen Energiesitzungen, um alte Muster zu lösen und die Verbindung zu stärken. Statt im echten Leben nach einem passenden Partner Ausschau zu halten, gibt Sophie immer mehr Geld für Sessions aus, um sich auf ihn „energetisch vorzubereiten“; und bleibt weiter Single.

Fazit: Warum diese Konzepte Frauen klein halten – und warum das so gewollt ist

Viele glauben, dass etwas gut sein muss, wenn es überall empfohlen wird. Doch diese Angebote halten vor allem Frauen systematisch in Unsicherheit und Mangel. Sie sollen an sich zweifeln und immer neue Lösungen suchen, die sie nur in den nächsten Kursen oder Coachings finden. Die Lösung sollte jedoch nicht die nächste energetische Reinigung oder ein weiteres Programm sein, sondern weniger Selbstzweifel und mehr Eigenverantwortung.

Frauen brauchen keine äußeren Bestätigungen, um Entscheidungen zu treffen. Sie könnten längst handeln, wenn ihnen nicht auf Social Media ständig eingeredet würde, dass sie erst an sich arbeiten oder Blockaden lösen müssen. Viele dieser Konzepte haben übrigens nichts mit echter Spiritualität zu tun, sondern sind ein Geschäftsmodell. Mit Magie und „höherem Wissen“ kann immer neues Wissen erschaffen werden, das Frauen dazu bringt, nach Antworten zu suchen und weiter zu investieren.

Nur die unsichere Frau bleibt eine zahlende, treue Kundin – nicht die selbstbewusste, die weiß, dass sie weder kommerzielle Spiritualität noch magisches Wissen braucht.

Man muss nichts heilen, um loszugehen. Man muss nichts investieren, um wertvoll zu sein. Ohne Social Media würden viele Frauen nicht einmal denken, dass mit ihnen etwas vermeintlich nicht stimmt. Echte Selbstermächtigung beginnt dort, wo man aufhört, sich einreden zu lassen, dass man erst etwas verändern muss, um genug zu sein.

„Aber kostenfreie Inhalte sind doch kein Problem!“ – Doch! All diese Affirmationen und Sprüche, die einem durch ständiges Wiederholen regelrecht eingeimpft werden, brennen sich tief ein. Selbst wenn man sich endlich aus diesen Abhängigkeitskonzepten löst, bleiben die problematischen Glaubenssätze oft im Kopf und können einen ein Leben lang verunsichern, indem sie Handlungen und Gedanken ständig in Frage stellen.

Hinweis zur Sprache: In diesem Artikel wird die weibliche Form verwendet. Selbstverständlich sind damit alle Menschen gemeint, die sich als Frauen identifizieren.

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Geschrieben von
Ute Kranz

Als Gründerin dieses Online-Magazins teile ich seit 2013 meine Begeisterung fürs Reisen und eine bewusste Lebensgestaltung. Seit einigen Jahren beschäftige ich mich zudem verstärkt mit gesellschaftlich relevanten Themen.

4 Kommentare

  • DANKE! Endlich spricht das mal jemand an! Ich war vor Jahren auch mal längere Zeit in solchen Kreisen unterwegs und habe genau dieses Weichgespüle erlebt. Und ich kenne viele, die immer weiter in Kurse gehen und immer weiter an sich rumschrauben, ohne zu merken, dass sich etwas verbessert. Besonders das ständige „Du musst nur in Fülle gehen“ hat mich irgendwann richtig wütend gemacht, weil das auch eine extrem privilegierte Sichtweise ist!! Als ob jeder einfach nur „positiv denken“ müsste, um keine finanziellen oder sozialen Probleme mehr zu haben, so doof kann man eigentlich nicht sein. Na ja, ich hoffe, es ist ein Trend wie viele andere, die irgendwann wieder in der Versenkung verschwinden. Cooler Beitrag jedenfalls, witer so!

  • Ach das ist krass, in der Summe hört sich das mega- gruselig an! Und das im 21. Jahrhundert… Danke für die immer interessanten Gedanken, lG!

  • Hallo Ute, eine Freundin hat mir eben deine Insta Story weitergeleitet. Ich bin sozusagen irgendwo in der Branche unterwegs und ich kann dir sagen, dass es gerade ziemlich bergab geht. Leute lassen sich mittlerweile durch Chatgpt coachen und irgendwann merken viele auch, dass es einfach nicht funktioniert und lassen es dann. Wer ein bisschen recherchieren möchte, bevor er einen Kurs oder sonstiges kauft, kann sich einfach mal bei Chatgpt nach der jeweiligen person und „Kritik“ an dieser informieren, bei Kununu schauen, was ehemalige Mitarbeiter*innen so sagen, und dann merkt man auch, dass es plötzlich starke Rabatte bei Kursen gibt, Bücher stark reduziert, Magazine eingestellt werden usw. Ich würde mich freuen, wenn es mal wieder um echte Spiritualität geht und nicht das, was – wie du es ja sehr anschaulih beschreibst – viel Geld einbringt. Wenn du Fragen hast, schreib mir gern eine Mail. LG A.

  • Ach du meine Güte! Ich weiß gar nicht, was moderne Spiritualität sein soll, aber es hört sich gruselig an. Wieder ein Tag, an dem ich froh bin, nicht in den sozialen Medien zu sein.

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