Der Diebstahl von persönlichen Fotos hat sich in den vergangenen Jahren zu einem großen Problem in der digitalen Welt entwickelt. Egal, wo du deine Fotos online hochlädst – es besteht immer das Risiko, dass sie für unerwünschte Zwecke missbraucht werden. Besonders Gesichtsfotos sind besonders ärgerlich, da sie die Privatsphäre und persönliche Identität beeinträchtigen.
In den vergangenen Jahren habe ich etliche Erfahrungen mit Fotodiebstahl machen müssen. Glücklicherweise gibt es Möglichkeiten, gestohlene Bilder im Netz aufzuspüren und die Kontrolle über deine Bildrechte zurückzugewinnen. In diesem Artikel erfährst du, wie du selbst herausfinden kannst, ob und wo deine Bilder ohne deine Zustimmung verwendet werden.
1. Für welche Zwecke werden entwendete Fotos überhaupt genutzt?
Wie dir vielleicht schon aufgefallen ist, gibt es von mir recht wenige Gesichtsfotos hier auf der Seite oder in den sozialen Medien – und das aus gutem Grund. Ein Porträtfoto, das ich häufig für Interviews in Zeitschriften oder auch auf meinem Blog verwendet habe, finde ich regelmäßig an allen möglichen, fremden Stellen wieder. Nicht alle habe ich selbst gefunden; manchmal werde ich auch per Email von aufmerksamen Menschen auf den Missbrauch aufmerksam gemacht:
a) Erotikportale und Kontaktbörsen
Sein Foto auf solch einer Plattform wiederfinden zu müssen, ist wahnsinnig unangenehm; vor allem, wenn man in der Öffentlichkeit präsent ist. Das Foto auf der polnischen Kontaktbörse fotka habe ich über die Google Bilder-Rückwärtssuche gefunden. Wie die Suche funktioniert, findest du im nächsten Abschnitt.
Über mein Foto oder besser gesagt Profil auf der Webseite „fremdgehen69“ mit Sitz in den Niederlanden hat mich ein User des Portals freundlicherweise informiert. Das Unternehmen nutzt zahlreiche solcher Fotos, um Männer zum Antworten zu animieren, denn die Chat-Funktion kostet Geld. Mein Fake-Profil war 24/7 online.
b) Testimonials und Rezensionen
Die Bewertungen von angeblich zufriedenen Kund:innen, die mit Foto und Namen auf Webseiten oder anderen Verkaufsplattformen abgebildet werden, sind oft nicht echt. Hier ein konkretes Beispiel: Eine Coachin hat mein Foto verwendet, um mit mir als Rita Hollenstein für ihre eigenen Natur-Kurse zu werben.
c) Andere Zwecke
Den Hintergrund einiger Missbräuche kann ich nicht immer verstehen. Ein Beispiel ist mein Foto in den Ebay-Kleinanzeigen, wo mein Fake-Profil nach einem Minijob sucht. In diesem Fall hat mich ein Nutzer per E-Mail kontaktiert und mich auf den Missbrauch aufmerksam gemacht.
Es gibt auch Menschen, die ein Bild für Vergleiche oder aus anderen Gründen nutzen, deren Hintergrund mir nicht bekannt ist.
Zum Beispiel wurde mein Foto in einem TikTok-Video gezeigt (gefunden über Google Bilder Rückwärtssuche).
Die Nutzerin hat weder auf meine Nachrichten reagiert noch das Video gelöscht, weshalb ich gezwungen war, Anzeige zu erstatten. Nach zahlreichen Bemühungen seitens der Polizei und meiner eigenen Anstrengungen wurde das Foto schließlich von TikTok deaktiviert. Sehr ärgerlich und in diesem Fall zudem sehr zeitaufwändig.
2. Eigene geklaute Bilder im Netz finden
Wie du schon lesen konntest, kommt die Google Rückwärts-Bildersuche nicht an alle Stellen heran und in diesem Fall kann man dann froh sein, wenn Menschen, denen der Foto-Missbrauch auffällt, eine Kontaktadresse finden, um per Email über das Fake-Profil aufzuklären. Wenn du also ein spezielles Foto hast, das du auf eventuellen Diebstahl überprüfen lassen möchtest, ist das ganz einfach. Es gibt drei gute Varianten:
a) Google Bilder Rückwärtssuche
Gehe auf google.de und klicke in der Suchleiste auf die kleine, bunte Kamera auf der rechten Seite. Dann erscheint dieses Bild bzw. diese Maske:
An dieser Stelle brauchst du nur das zu prüfende Foto hochladen oder die URL, wo sich das eigene Foto online befindet, eingeben und auf ‚Suchen‘ klicken. Nun werden diverse Artikel angezeigt, in denen das Foto enthalten ist; hoffentlich nur in Beiträgen, für die du dein Einverständnis gegeben hast.
Leider hat Google die Anzeige der Suchergebnisse vor einiger Zeit verändert; mittlerweile werden nur noch wenige Ergebnisse angezeigt. Daher würde ich empfehlen, die wichtigsten Fotos auf einer weiteren, kostenlosen Plattform hochzuladen und dort dauerhaft zur Kontrolle abzulegen. Google eignet sich für einzelne Fotos, aber für eine größere Anzahl sind andere Portale sinnvoller.
b) Copytrack
Ein tolles Konzept, wie ich finde: man lädt seine Fotos (kostenlos) hoch, die man auf eventuellen Missbrauch prüfen möchte. Copytrack* durchwühlt ab diesem Moment das Internet permanent auf eventuelle Duplikate. Wenn sich herausstellt, dass jemand das Foto missbräuchlich und ohne Einverständnis verwendet, kann man über Copytrack eine Nachlizensierung vornehmen lassen. Diese Nachlizensierung liegt i.d.R. zwischen 150 bis 500 Euro. (* Affiliate-Link)
Das bedeutet: bei gewerblichem Missbrauch übernimmt Copytrack den juristischen Teil und man muss weder selbst externe, juristische Hilfe in Anspruch nehmen noch im Vorfeld etwas an Copytrack bezahlen. Lediglich im Erfolgsfall erhält Copytrack eine Provision von 45% des Erlöses. Ich halte das für eine faire Lösung. Wenn Privatpersonen hingegen das Foto z. B. auf ihrer Webseite missbräuchlich verwenden, muss man sich selbst um die Entfernung kümmern.
Wenn man andernorts ein Duplikat findet, kann man den Fall nachträglich bei Copytrack einreichen zur Nachlizensierung. Wichtig zu wissen ist, dass auch auf dieser Plattform nicht das ganze Internet durchsucht wird bzw. werden kann. Fotos auf Facebook oder Instagram beispielsweise, wo sicher schonmal Duplikate auftauchen, werden hier nicht angezeigt.
c) Pixsy
Auf der Plattform Pixsy bin ich erst im Rahmen meiner Recherche für diesen Artikel gestoßen. Hier können Fotos hochgeladen werden, um sie permanent auf Duplikate prüfen zu lassen. Da ich bisher noch keine Erfahrungen damit gemacht habe, kann ich an dieser Stelle noch nicht mehr sagen. Ich werde meine Erfahrungen nach einer gewissen Nutzungsdauer ergänzen. Das System von Pixsy ähnelt dem von Copytrack: Bis zu 500 Foto-Uploads sind kostenfrei.
Auch dieses Unternehmen kümmert sich um die Nachlizensierung und behält ausschließlich im Erfolgsfall 50% der Gebühr als Provision ein. Wichtig zu wissen ist, dass „Matches“ nicht (wie z. B. bei Google) sofort angezeigt werden, sondern erst nach einigen Tagen oder sogar Wochen. Über gefundene Duplikate wird man per Email informiert.
3. Was tun, wenn das Foto nicht gelöscht wird?
Wenn man sich selbst um die Entfernung eines missbräuchlich verwendeten Fotos kümmern muss, kann das ganz schön frustrierend sein. Nicht jede Webseite hat ein Impressum mit einer E-Mail-Adresse, insbesondere wenn sie sich im Ausland befindet. Dies erschwert die Kontaktaufnahme erheblich oder macht sie sogar unmöglich. Darüber hinaus gestaltet es sich herausfordernd, den Instagram- oder TikTok-Kanal einer Person mit Fantasienamen zu ermitteln, insbesondere dann, wenn sie nicht auf Nachrichten reagiert. Was du tun kannst:
a) Den Missbrauch beim entsprechenden Portal melden
Ist das geklaute Foto auf einer öffentlichen Plattform wie z. B. einer Kontaktbörse zu sehen, sollte man zunächst versuchen, den Kundenservice anzuschreiben, auf den Missbrauch aufmerksam zu machen und um sofortige Löschung des Fotos zu bitten. Das ist manchmal erfolgreich, jedoch nicht immer. Bei TikTok zum Beispiel musste ich erst mehrere Emails schreiben, bis das Video mit meinem Foto endlich deaktiviert wurde.
b) Anzeige bei der Polizei erstatten
Die Erstattung einer Strafanzeige ist von großer Bedeutung, da Polizei und Staatsanwaltschaft ohne Kenntnis der Straftat nicht handeln können. Dadurch wird es unmöglich, die Tat zu untersuchen und aufzuklären, und der Täter bzw. die Täterin kann unentdeckt bleiben, ohne bestraft zu werden. Dies wiederum ermöglicht es ihr oder ihm, weiterhin Straftaten zu begehen.
Du kannst auf sehr einfachem Wege online Anzeige erstatten. Entweder über die Polizei in deinem Bundesland, die die Anzeige an die zuständige Polizei des jeweiligen Bundeslandes weiterleitet; oder direkt bei der Internetwache, wo sich der Sachverhalt ereignet hat (Übersicht). Ich würde dir den ersten Weg empfehlen, vor allem, wenn der Missbrauch im Ausland stattgefunden hat.
Ich habe inzwischen zwei Mal Anzeige erstattet. Beide Male wurden die Ermittlungen zwar eingestellt, aber ich bin dennoch mit der kompetenten Hilfe meiner Ansprechpartner:innen bei der Polizei zum gewünschten Ziel gekommen: die Fotos wurden gelöscht. Daher war der Weg definitiv richtig, hilfreich und wichtig.
Weitere Tipps
- Dokumentation: Wichtig ist, dass du alles, was mit dem Fotodiebstahl zusammenhängt, umfangreich dokumentierst: Screenshots anfertigen (nicht nur den Ausschnitt, sondern am besten den gesamten Bildschirm mit Datumsanzeige), Emails aufbewahren, bei Telefonaten Ansprechpartner:innen notieren usw.
- Auch temporäre Storys sind relevant! Viele Täter:innen wissen, dass man die nur kurz online zu sehenden Insta- oder TikTok-Storys besonders gut für missbräuchliche Zwecke verwenden kann, da sie im Nachhinein über keine der oben genannten Möglichkeiten mehr zurückverfolgbar sind. Daher werden diese Bilder besonders gern auf Kontaktbörsen oder in Testimonials verwendet.
- Tief durchatmen! Vielleicht schafft man es am Ende nicht, das Foto trotz großen Aufwands entfernen zu lassen. Das ist nicht fair, aber in diesem Fall empfehle ich dir, es einfach zu akzeptieren. Manchmal sind diese ominösen Webseiten nach einiger Zeit ohnehin plötzlich offline und dann war die ganze Aufregung umsonst.
- Selbstständigkeit: Hier erhältst du mehr Tipps zum Thema Selbstständigkeit oder Blogging.
Solltest du selbst Erfahrungen gemacht oder weitere Tipps haben, wie man Fotos findet oder löschen lassen kann, freue ich mich über deinen Kommentar unter diesem Beitrag.
Danke für diesen interessanten Artikel und die gute Übersicht der verschiedenen Optionen! :-)
Sehr gerne, freut mich, wenn es dir weiterhilft! :)