Ist unser Geburtsort wirklich der Ort, der uns ein Gefühl von Zugehörigkeit gibt? Für mich hat sich dieses Gefühl in Deutschland nie so richtig eingestellt. Obwohl ich in Köln aufgewachsen bin, fühle ich mich seit jeher irgendwie fehl am Platz. Und weil sich das nicht sonderlich zufriedenstellend anfühlt, war es für mich naheliegend, auf Reisen zu gehen und zu schauen, ob es irgendwo auf der Welt einen Ort gibt, an dem ich mich verbundener fühle.
Doch so beeindruckend viele Orte und Länder auch waren, die Antwort habe ich bislang nicht gefunden. Im Herbst stieß ich dann zufällig auf ein Interview mit Hape Kerkeling, in dem er darüber sprach, wie er mithilfe eines DNA-Tests seine Herkunft erforscht hat. Er erzählte, dass er sich in Amsterdam immer extrem wohlgefühlt hatte – und dass der Test am Ende genau das bestätigte: Seine Wurzeln liegen tatsächlich in den Niederlanden.
Es gibt keinen biologischen Deutschen.
– Hape Kerkeling im Oktober in der Sendung Maischberger
Ich begann zu recherchieren, um selbst einen DNA-Test durchführen zu lassen. Hier habe ich mich für den bekanntesten Anbieter in den USA entschieden, um von der größten Datenbank zu profitieren und vielleicht entfernte Verwandte irgendwo auf der Welt zu finden. Etwa sechs Wochen musste ich auf das Ergebnis warten. Und als es endlich da war, war ich überrascht: Ich bin tatsächlich keine „Bio-Deutsche“, sondern Europäerin.
Mein DNA-Testergebnis: Ich bin Europäerin!
Sobald das Ergebnis auf der Plattform verfügbar ist, eröffnet sich ein faszinierender, riesiger Einblick in die eigene genetische Geschichte: Von der Betrachtung der Chromosomen über die Aufteilung der Herkunftsregionen nach Elternteilen bis hin zu detaillierten Einblicken in Herkunftsgemeinschaften, die sich beispielsweise bei mir in den letzten 300 Jahren vermutlich im südlichen NRW und nördlichen Rheinland-Pfalz entwickelt haben.
Sehr interessant sind zudem die historischen Hintergrundinformationen, die aufzeigen, wie sich Bevölkerungsbewegungen und Migrationen in bestimmten Zeiträumen vollzogen haben. Diese Entwicklungen machen deutlich, wie sehr unsere Familiengeschichten von den größeren Strömungen der Weltgeschichte geprägt wurden. Und dann wären da noch die sogenannten Matches – doch dazu später mehr.
Wurzeln, die zum Entdecken einladen
Ganz ehrlich? Ich hatte insgeheim auf ein etwas exotischeres Ergebnis gehofft. Stattdessen: Europa pur. Aber immerhin – viele Länder der genannten Herkunftsregionen kenne ich bereits. Besonders gefreut habe ich mich über die 4 % Schweden, denn das ist ein Land, das mir unglaublich am Herzen liegt und in dem ich mich extrem wohl fühle.
Das Ergebnis werde ich jedenfalls zum Anlass nehmen, einige dieser Länder nochmals intensiver zu bereisen. Nicht nur, um meine Wurzeln besser zu verstehen, sondern vielleicht sehe ich diese Orte ja mit ganz anderen Augen – jetzt wo ich weiß, dass ein Teil von mir aus diesen Regionen stammt.
4.500 Matches! Warum wir genetisch mit so vielen Menschen verbunden sind
Ich hätte definitiv nicht damit gerechnet, dass es so viele Matches geben würde – und diese Zahl wächst ständig! 4.506 potenzielle Verwandte zeigt mir die Plattform inzwischen an, und ich war ehrlich überrascht, wie vernetzt ich offenbar mit Menschen aus der ganzen Welt bin. Doch wie kommt es zu so einer enormen Zahl?
Der Grund liegt in unserer genetischen Vergangenheit. Über Generationen hinweg haben sich Familienzweige immer weiter ausgebreitet, Menschen sind migriert, und es gab immer wieder Überschneidungen zwischen verschiedenen Linien.
Jeder Mensch trägt rund 50 % der DNA seiner Eltern, 25 % der Großeltern und so weiter. Mit jedem weiteren Zweig nimmt der Anteil gemeinsamer DNA ab, aber Spuren bleiben oft über mehrere Jahrhunderte hinweg nachweisbar.
Hinzu kommt, dass Plattformen wie Ancestry eine riesige Datenbank mit Millionen von Nutzerinnen und Nutzern aus der ganzen Welt haben. Selbst winzige Übereinstimmungen in der DNA (< 1% gemeinsam) können ausreichen, um entfernte Verwandte zu identifizieren – Halb-Cousinen und -Cousins 3. Grades, entfernte Onkel, Tanten oder Menschen, die durch gemeinsame Vorfahren vor Hunderten von Jahren verbunden sind.
Transparenzhinweis: Den hier beschriebenen DNA-Test habe ich selbst bezahlt, ohne Absprache oder Auftrag des Anbieters. Alle Eindrücke und Tipps basieren ausschließlich auf meinen persönlichen Erfahrungen. Die nachfolgenden Links sind Affiliate-Links, was bedeutet, dass ich eine kleine Provision erhalte, wenn du über diese Links bestellst – ohne zusätzliche Kosten für dich. Danke für deine Unterstützung für meine Arbeit!
Du willst auch mehr über dich und deine Wurzeln erfahren? So startest du deinen eigenen DNA-Test
Wenn du neugierig geworden bist und mehr über deine Herkunft erfahren möchtest, bietet ein DNA-Test spannende Einblicke und ist gar nicht mal teuer. Ich selbst habe mich für Ancestry (USA) entschieden und kann die Plattform empfehlen, vor allem, wenn dich die Matches – also mögliche Verwandte – interessieren. Ancestry hat eine der größten Datenbanken weltweit, wodurch die Chance, entfernte Verbindungen zu finden, besonders hoch ist.
Es gibt auch andere Anbieter wie 23andMe (USA) oder MyHeritage (Israel) mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Einige legen den Fokus auf Gesundheitsinformationen, andere bieten spezielle Tools zur genetischen Analyse. Wenn dir die Matches wichtig sind, ist Ancestry meines Wissens die beste Option. Vor allem aufgrund der detaillierten Herkunftsanalyse und der Möglichkeit, Stammbäume anzulegen sowie die von anderen einzusehen und so die eigene Familiengeschichte noch besser zu verstehen.
DNA-Test: So funktioniert’s
Der Ablauf ist einfach und unkompliziert. Hier sind die einzelnen Schritte:
1. Anmeldung und Kontoerstellung:
Bevor du den Test bestellen kannst, erstellst du ein Konto auf der Ancestry-Website. Hier werden deine Daten hinterlegt und später mit deinem Testergebnis verknüpft. Du kannst ein 14-tägiges, kostenloses Probe-Abo abschließen und hier bereits einen Stammbaum anlegen und sehr wahrscheinlich werden dir bereits automatisch Verwandte angezeigt.
2. Test-Kit bestellen:
Nach der Anmeldung kannst du das DNA-Test-Kit direkt über die Plattform bestellen. Es wird innerhalb weniger Tage per Post geliefert und enthält eine Anleitung, ein Röhrchen für deine Speichelprobe und einen Rücksendeumschlag.
3. Speichelprobe abgeben:
Fülle das Röhrchen mit Speichel bis zur Markierung und verschließe es mit der beigefügten Flüssigkeit, die die Probe stabilisiert.
4. Registrierung des Kits:
Bevor du die Probe zurückschickst, registrierst du dein Test-Kit online in deinem Ancestry-Konto. Das ist wichtig, damit die Probe deinem Konto zugeordnet werden kann. Wird aber auch alles ausführlich im Kit erklärt.
5. Rücksendung der Probe:
Die Probe wird in einem vorfrankierten Umschlag nach Irland geschickt, von wo aus sie in ein Labor in den USA weitergeleitet wird.
6. Analyse der DNA:
Im Labor wird deine DNA auf genetische Marker untersucht. Der gesamte Prozess dauert etwa 6 bis 8 Wochen.
Sobald die Analyse abgeschlossen ist, erhältst du eine Benachrichtigung, dass deine Ergebnisse online einsehbar sind. Ab diesem Moment kannst du in die aufregende Welt deiner Herkunft eintauchen.
Hilfreiche Tipps
- Welcher DNA-Test bei Ancestry? Du kannst dich entweder für einen reinen DNA-Test entscheiden oder für einen DNA-Test mit Veranlagungen. Ich habe mich für die zweite Option entschieden, würde sie aber nicht empfehlen. Die zusätzlichen Informationen zu Veranlagungen wie „Besitzt vermutlich ein Haustier“ oder „Wahrscheinlich kitzelig“ sind zwar unterhaltsam, aber nicht wirklich hilfreich. Zudem sind einige Ergebnisse nicht zutreffend. Das teurere Kit kannst du dir daher meiner Meinung nach sparen.
- Muss ich ein Abo abschließen? Du kannst dich kostenfrei anmelden und, wenn du mehr Funktionen nutzen möchtest, ein kostenloses Probeabo abschließen. Ein Abo ist später sinnvoll, wenn du regelmäßig über neue Matches und Updates informiert bleiben möchtest. Mein Tipp: Warte nach der Bestellung des Kits erst einmal ab. Häufig werden nach ein paar Wochen besonders günstige Angebote für ein Abo gemacht. Ich habe beispielsweise ein Abo für nur 1 Euro für sechs Monate abgeschlossen, also einfach ein bisschen Geduld haben. Es lohnt sich, auf solche Aktionen zu warten.
- DNA-Daten weiter nutzen: Ein DNA-Test bei Ancestry bietet spannende Einblicke in die eigene Herkunft, aber es gibt noch mehr Möglichkeiten, die Ergebnisse zu nutzen. Du kannst die Rohdaten deiner Analyse herunterladen und auf anderen Plattformen hochladen, um zusätzliche Perspektiven zu gewinnen. Anbieter wie MyHeritage bieten beispielsweise alternative Matches und Herkunftsanalysen, während Plattformen wie GEDmatch sich auf detaillierte Vergleiche und genealogische Analysen spezialisiert haben. Das ist besonders interessant, wenn du tiefer in deine Familiengeschichte eintauchen oder deine Genealogie mit anderen Tools erforschen möchtest. Prüfe immer die Datenschutzrichtlinien der neuen Plattform stelle sicher, dass du die Kontrolle über deine Daten behältst.
- Kann ich den Test auch verschenken? Ja, das geht und ist sicher eine tolle Überraschung!
Datenschutz – Eine persönliche Entscheidung
Ein DNA-Test bietet spannende Einblicke, aber es sind auch extrem sensible Daten und da stellt sich die Frage: Wie sicher sind meine Daten? Anbieter wie Ancestry legen Wert darauf, dass du die Kontrolle über deine Daten behältst und sie auch selbstständig in deinem Profil löschen kannst. Dennoch ist es wichtig, sich bewusst zu machen, dass die DNA-Daten in Laboren außerhalb der EU, zum Beispiel in den USA, verarbeitet werden und dort andere Datenschutzstandards gelten.
Wenn du einen DNA-Test machen möchtest, solltest du dir daher die Datenschutzrichtlinien des Anbieters genau durchlesen und entscheiden, wie wichtig dir der Schutz deiner Daten ist. Einige Einstellungen kannst du während des Anmeldeprozesses und der Abwicklung für die DNA-Probe explizit vornehmen. Ich würde dir empfehlen, sowohl den Stammbaum als auch das DNA-Ergebnis auf privat zu stellen, also die öffentliche Einsicht zu deaktivieren. Des Weiteren kannst du dich von ChatGPT beraten lassen, worauf du achten solltest.
Für mich: Ein Blick zurück – und nach vorn
Auch wenn ich eigentlich ein Datenschutzthema habe, bin ich unglaublich dankbar für diesen Einblick in meine Herkunft. Es hat mir so viel über meine Geschichte verraten und mich inspiriert, mich mehr mit meinen Wurzeln zu beschäftigen. Vielleicht finde ich dadurch Orte, die mir mehr Verbundenheit schenken – falls das überhaupt möglich ist. Ich weiß es nicht, aber für mich ist es auf jeden Fall ein Versuch wert, mich tiefer mit meiner Herkunft auseinanderzusetzen.
Was ich besonders spannend finde: Auf meiner Herkunftskarte zeigt sich eine deutliche Verbindung zum Rheinland, und es wundert mich heute kein bisschen mehr, warum ich mich so oft in der Eifel und den Ardennen aufgehalten habe. Diese Regionen fühlen sich einfach gut an.
Ich freue mich darauf, hier weiter auf Entdeckungsreise zu gehen. Falls auch du einen DNA-Test gemacht hast oder Erfahrungen mit deiner Herkunft teilen möchtest, freue ich mich sehr über deinen Kommentar.
Liebe Ute, du bist wirklich eine riesige Inspiration für mich! Das klingt total spannend und ich habe mich eben angemeldet und einen DNA-Test bestellt. Ich habe auch schon lange das Gefühl, nicht „hierher zu gehören“ und hoffe, dass ich hierdurch vielleicht tatsächlich etwas Neues über mich erfahre. DANKE! LG aus Kiel
Liebe Antje, wow – mega! Vielen Dank für deine lieben Worte. Ich freue mich, dass du dich inspiriert fühlst und hoffe, dass dein DNA-Test dir ebenso spannende Einblicke bringt. Es ist wirklich ein aufregender Prozess, mehr über sich selbst zu erfahren – ich wünsche dir ganz viel Freude und interessante Entdeckungen dabei! Halte mich gerne auf dem Laufenden, wenn du magst. (gern auch per Email)
Viele Grüße
Ute
Hallo Ute 🌸,
herzlichen Dank für diesen inspirierenden und sehr interessanten Artikel! Ich finde es sehr anregend von Deinen Erfahrungen zu lesen und ich beglückwünsche Dich zu Deinen bisherigen Erkenntnissen. Ich habe auch Lust bekommen mich mit diesem Thema zu beschäftigen und dazu genauer zu recherchieren.
Ich finde Deine Themen sehr spannend und hoffe sehr weiter von Dir zu hören!
Nette Grüße!
Liebe Sabina,
was für ein tolles Kompliment zum Jahresende, ganz lieben Dank dafür! Dieser Test gibt einem so viel mehr Raum und verändert einiges, probier’s mal aus :) Viele liebe Grüße und einen guten Start ins Neue Jahr!