KosmetikNachhaltigkeit

Wie du gute Naturkosmetik erkennst – und Fehlkäufe vermeidest

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Naturkosmetik wirklich so gut - Tipps
Foto © tihomirlphotography / pixabay

Kosmetik ist heute ein Milliardenmarkt mit unzähligen Produkten und besonders Frauen investieren viel Geld in Haut- und Haarpflege. Tagtäglich werden uns durch Werbung und Influencer:innen neue Trends, Must-haves und Wundermittel empfohlen, die Haut und Haar noch schöner und gesünder machen sollen. Viele wissen bereits, dass herkömmliche Kosmetik problematische Inhaltsstoffe enthalten kann, die der Umwelt oder der Gesundheit schaden.

Also sollte Naturkosmetik doch dann wenigstens eine sichere Alternative sein, die man bedenkenlos kaufen kann – zumindest dachte ich das lange. Erst ein kürzlicher Fehlkauf brachte mich dazu, mich intensiver mit dem Thema zu beschäftigen. Dabei stellte ich überrascht fest, dass auch Naturkosmetik nicht automatisch besser oder zu 100 % „natürlich“ ist. Inzwischen weiß ich, worauf es ankommt – und vielleicht hilft es dir auch weiter.

1. Naturkosmetik ist kein geschützter Begriff

Der Begriff „Naturkosmetik“ ist nicht rechtlich definiert. Hersteller können ihre Produkte als „natürlich“ bezeichnen, ohne dass bestimmte Mindeststandards eingehalten werden müssen. Häufig enthalten solche Produkte trotzdem synthetische Inhaltsstoffe oder nur einen geringen Anteil an natürlichen Substanzen. Auch Bezeichnungen wie „naturnahe Pflege“ oder „mit pflanzlichen Extrakten“ sind nicht verbindlich reguliert. Zudem bedeutet „natürlich“ leider oftmals nicht automatisch hautfreundlich. 

2. Kritische Inhaltsstoffe, die häufig in Naturkosmetik vorkommen

Auch wenn Naturkosmetik auf den ersten Blick als die bessere Wahl erscheint, gibt es einige Inhaltsstoffe und Marketingstrategien, die leicht in die Irre führen können. Einige Stoffe, die als „natürlich“ gelten, können die Haut austrocknen, reizen oder allergische Reaktionen hervorrufen. Zudem nutzen viele Hersteller gezielte Werbetricks, um Produkte grüner und sicherer erscheinen zu lassen, als sie tatsächlich sind. Hier sind einige der häufigsten Stolperfallen:

🔘 Alkohol als Konservierungsmittel

Alkohol wird in sehr vielen Naturkosmetik-Produkten als Konservierungsmittel eingesetzt. Dabei kann er je nach Konzentration die Haut austrocknen, reizen oder sogar die natürliche Schutzbarriere schwächen. Besonders empfindliche Haut kann darauf mit Rötungen oder Spannungsgefühlen reagieren. Und das Verrückte: es gibt nur sehr wenige Produkte, die alkoholfrei sind.

Wichtig: Wenn „Alcohol denat.“, „Ethanol“ oder „Isopropyl Alcohol“ bei den Inhaltsstoffen weit vorne steht, kann das Produkt austrocknend wirken.

Warum ätherische Öle in Naturkosmetik ein Problem sein können
Natürliche Duftstoffe klingen harmlos, können aber Hautirritationen verursachen. (Foto: Tara Winstead / Pexels)

🔘 Ätherische Öle & Duftstoffe

Ätherische Öle sind zwar natürlichen Ursprungs, aber sie können starke Allergene enthalten. Vor allem empfindliche Haut kann auf Duftstoffe wie Linalool, Citral oder Geraniol mit Rötungen oder Juckreiz reagieren. Besonders problematisch ist dies bei täglicher Anwendung, wenn sich die Reizung über die Zeit verstärkt.

Wichtig: Wer empfindliche Haut hat oder zu Allergien neigt, sollte Produkte mit ätherischen Ölen meiden und gezielt nach „parfümfrei“ oder „ohne ätherische Öle“ suchen.

3. Vorsicht vor Kundenbewertungen

Besonders auf den Webseiten eigenständiger Marken finden sich oft nur positive Bewertungen, die Produkte werden in den höchsten Tönen gelobt – kritische Stimmen hingegen fehlen oder sind stark in der Minderheit. Darauf kann man heute leider nicht mehr blind vertrauen. Viele Unternehmen filtern oder moderieren Bewertungen gezielt, um ein möglichst positives Bild zu vermitteln. Mehr dazu findest du in meinem Artikel Mehr Schein als Sein? 10 Tipps, um Instagram-Produkte und -Kurse zu durchschauen.

4. Wie Verpackungen das gute Gewissen ansprechen

Viele Kosmetikprodukte werben mit Begriffen wie „vegan“, „natürlich“ oder „frei von Mikroplastik“, um nachhaltig und hautfreundlich zu wirken. Solche Aussagen sprechen unser gutes Gewissen an, bedeuten aber nicht automatisch, dass die Produkte wirklich unbedenklich sind. Ein „veganes“ Label sagt nichts über die restlichen Inhaltsstoffe aus, „plastikfrei“ bezieht sich oft nur auf die Verpackung, und „natürlich“ ist kein geschützter Begriff.

Auch Formulierungen wie „Sensitive“, „sanft zur Haut“ oder „frei von Chemie“ suggerieren Sicherheit, obwohl die Produkte dennoch problematische Konservierungsstoffe oder aggressive Tenside enthalten können. Ein hoher Anteil an natürlichen Inhaltsstoffen bedeutet nicht automatisch, dass ein Produkt gut verträglich ist.

Greenwashing bei Kosmetik
Feste Seife, Glas und Naturverpackung gehören zum nachhaltigen Look, der das Produkt aufwertet und als bessere Wahl erscheinen lässt. (Foto: Oksana Vejus / Canva)

5. Die Sache mit den Kundenzufriedenheits-Umfragen

Große Prozentzahlen wie „98 % Zufriedenheit!“ wirken überzeugend, basieren aber oft auf unternehmensinternen Mini-Umfragen oder stark gefilterten Kunden-Bewertungen. So wirbt z. B. ein Kosmetikprodukt mit extrem hoher Verträglichkeit, während in extrem kleiner Schrift darunter steht: „Studie mit 20 Frauen bestätigt nach instrumenteller Messung nach einmaligem Auftrag.“ Den kleinen Text lesen wahrscheinlich die wenigsten und die hohe Prozentzahl überzeugt trotzdem.

6. Teurer ist nicht unbedingt besser!

Der Preis eines Produkts lässt nicht immer Rückschlüsse auf seine Qualität zu – das gilt besonders für Naturkosmetik. Viele Marken setzen bewusst auf edles Design, Luxus-Marketing und hochpreisige Inhaltsstoffe, die nicht zwingend einen Mehrwert für die Haut bieten. Ein hoher Preis bedeutet nicht automatisch, dass ein Produkt besser verträglich oder wirksamer ist. Wenn du die Inhaltsstoffe von hochpreisigen Marken mal durch z. B. ChatGPT überprüfen lässt, wirst du staunen…

Wie du gute Naturkosmetik-Produkte findest

Die Auswahl an Naturkosmetik ist recht groß und nicht jedes Produkt hält, was es verspricht. Wenn du zum Beispiel nach alkoholfreien Produkten suchst (auch in Haarpflegeprodukten), wird die Luft sehr dünn. Ich habe meine eigenen Produkte im Schrank inzwischen aussortiert und mir ein festes Basis-Set zusammengestellt. Und so geht’s:

🔶 Individuelle Bedürfnisse beachten – Nicht jedes Naturkosmetik-Produkt ist für jede Haut geeignet. Hier kann man die KI wie z. B. ChatGPT sehr gut nutzen, um zu schauen, welche Pflege-Routine am meisten Sinn macht. Also z. B. ob du ein Serum brauchst oder nicht.

🔶 Inhaltsstoffe prüfen – Wenn du dir Naturkosmetik-Produkte anschaust, kannst du die Liste der Inhaltsstoffe einfach abfotografieren, sofort bei ChatGPT hochladen und dir in wenigen Sekunden anzeigen lassen, ob das Produkt potenziell problematische Stoffe hat und ob es zu deinem Hauttyp passt. Online geht das einfach per Copy/Paste vom Online-Shop zu ChatGPT. (Achtung: Nicht einfach fragen, wie ist Produkt X, denn das stimmt oftmals nicht.) Hier kannst du viele Produkte eingeben, die Inhaltsstoffe vergleichen lassen und so letztendlich zum für dich besten Produkt kommen.

🔶 Schnellkäufe vermeiden – Wenn man ein verlockendes Produkt in einer Werbung sieht, erstmal die Inhaltsstoffe prüfen. Meistens stellt sich schnell die Ernüchterung ein.

🔶 Zertifizierungen prüfen – Echte Naturkosmetik-Siegel wie BDIH, NATRUE oder Ecocert sind definitiv sinnvoller als Produkte ohne Siegel.

🔶 Unabhängige Bewertungen ansehen – Vertraue nicht nur auf Hersteller-Angaben mit hohen Bewertungen von vermeintlich glücklichen Nutzer:innen, sondern schaue auch nach anderen Plattformen mit Bewertungen. Alternativ sind Apps wie Codecheck, ToxFox (Bund) oder Plattformen wie Öko-Test sinnvoll.

🔶 Faktor Haltbarkeit – Naturkosmetik enthält oft keine synthetischen Konservierungsstoffe, was umweltfreundlicher und hautschonender ist. Viele Produkte haben dadurch eine kürzere Haltbarkeit. Daher am besten dunkel und kühl lagern, direkte Sonneneinstrahlung vermeiden, Produkte mit Pumpspender bevorzugen, auf das PAO-Symbol achten (Period after opening).

Pflegeroutine Naturkosmetik - Produkte richtig einschätzen
Hat man einmal die richtigen Produkte gefunden, wird Hautpflege entspannt, einfach und zuverlässig – ohne ständige Suche nach etwas Besserem. (Foto: LightStock / Getty Images)

Fazit: Eine natürliche Pflegeroutine, die wirklich passt – und Geld spart

Vor allem wir Frauen neigen oft dazu zu glauben, dass es immer noch ein besseres Produkt gibt – noch effektiver, noch perfekter. Doch diese ständige Suche kostet nicht nur Zeit und Nerven, sondern auch extrem viel Geld. Ich selbst habe teure Produkte für über 100 Euro weggeworfen, weil sie letztlich doch nicht gut waren. Dabei liegt die eigentliche Freiheit darin, eine Pflegeroutine zu finden, die funktioniert – und dann einfach dabei zu bleiben.

Mich hat es nach meiner Recherche aller Produkte enorm entspannt zu sehen, dass beispielsweise das für meine Haare geeignetste Naturkosmetik-Shampoo gerade mal drei Euro kostet, weil es wenige und dabei genau die richtigen Inhaltsstoffe hat. Wenn man sich einmal bewusst mit den Produkten auseinandergesetzt hat, muss man nicht mehr ständig nach etwas Besserem suchen – und spart dabei auch noch Geld. Ich hoffe, es hilft dir auch!

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Geschrieben von
Ute Kranz

Als Gründerin dieses Online-Magazins teile ich seit 2013 meine Begeisterung fürs Reisen und eine bewusste Lebensgestaltung. Seit einigen Jahren beschäftige ich mich zudem verstärkt mit gesellschaftlich relevanten Themen.

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